Otto Pankoks Jesus

Vor 120 Jahren wurde der Künstler Otto Pankok in Mülheim an der Ruhr geboren. Aus diesem Anlass wird es eine ganze Reihe von Ausstellungen geben, die zu besuchen es sich lohnt.

An drei Orten gleichzeitig sind seit Mitte Februar jeweils 20 der 60 großformatigen Kohlezeichnungen des Zyklus „Die Passion“ zu sehen, in Wesel, in Drevenack und in Düsseldorf.

Foto (c) Hafenstaedter
Ausstellungsplakat Maxhaus Düsseldorf. Otto Pankoks "Passion" mit aktuellem Bezug: Innenminister Friedrich gegen Armutsflüchtlinge und Roma

Den Düsseldorfer Teil der Ausstellung findet man im Maxhaus (Schulstraße 11, in der Altstadt nahe dem Kino- und dem Keramik-Museum), einem ehemaligen Klostergebäude, das nach der Säkularisierung als Schule genutzt wurde, Heinrich Heine war dort Schüler, und das heute die katholische Bildungsstätte Maxhaus beherbergt.

Im nunmehr überdachten ehemaligen Kreuzgang sind bis zum 30. März die großformatigen Kohlezeichnungen Otto Pankoks zu bewundern. Die Arbeiten entstanden 1933 und 1934, sie wurden von den Nazis verboten (die SS-Zeitung Das Schwarze Korps schrieb, Pankoks Werk sei „Gotteslästerung“), und überstanden das Tausendjährige Reich in einem Versteck bei Freunden.

Pankok präsentiert einen Jesus auf der Seite der Armen. Die „Passion“ beginnt mit der Geburt und endet mit der Kreuzabnahme und nicht mit den Legenden über seine Auferstehung. Auch der bei diesem Thema bei anderen Künstlern (z.B. bei Emil Nolde) oft krass zu Tage tretende christliche Antisemitismus spielt bei Pankok – soweit ich das beurteilen kann – keine Rolle.

Die sehr empfehlenswerte Seite der Otto-Pankok-Gesellschaft www.pankok.de schreibt über die „Passion“:

Seine Darstellung von Demütigung und Leiden in den 60 Episoden aus dem Leben Christi ist programmatisch grotesk. Pankoks Diskurs vereint Ethik und Emotion. Seine Anklage ist unmissverständlich – die Jüdin Maria, die Mutter Gottes, verkörpert die Zigeunerin Ringela, die später in Sachsenhausen ermordet wird, den Juden Jesus am Kreuz (Bild 54 der Passion) verkörpert der Maler Karl Schwesig (1898 – 1955), der von den Nazis auf Grund seiner kommunistischen Sympathien verhaftet und gefoltert wird. In Pankoks Wiedergabe der biblischen Geschichte sind Juden, Zigeuner, Kommunisten und Künstler „das göttliche Ebenbild“, ihre Folterer sind die „Gefallenen“, sie tragen die Züge der Gestaposchergen. Pankoks „Passion“ ist ein Akt des Mutes.

Pankoks Jesus wäre heute in Duisburg-Bergheim. Von der katholischen Kirche würde er exkommuniziert, weil er die Theologie der Befreiung predigen und sogar auch praktizieren würde.

Holzschnitt: Jesus zerbricht das Gewehr (Quelle: Otto-Pankok-Gesellschaft)
Holzschnitt: Jesus zerbricht das Gewehr (Quelle: Otto-Pankok-Gesellschaft)

Als auf den ersten Ostermärschen Anfang der 1960er Jahre die Demonstranten eine Abbildung von Otto Pankoks Holzschnitt Jesus zerbricht das Gewehr auf einem Transparent mitführen wollten, wurde das von der Polizei unterbunden – wegen „Gotteslästerung“.

Nur etwa 200 Meter vom Maxhaus entfernt findet man Otto Pankoks Bronzefigur „Ehra“. Sie wurde 1997 als Mahnmal für die verfolgten und ermordeten Sinti und Roma aufgestellt.

 

Foto (c) Hafenstaedter
Bronzeplastik von Otto Pankok: Ehra. Mahnmal zum Gedenken an die ermordeten Düsseldorfer Sinti

 

Foto (c) Hafenstaedter
Mahnmal zum Gedenken an die ermordeten Düsseldorfer Sinti

 

Zum Gedenken an die Sinti und Roma, die durch den Nationalsozialismus Opfer des Völkermordes wurden.

Diese Figur des Sinti-Mädchens Ehra schuf der Künstler Otto Pankok (1893–1966) zur Erinnerung an die mit ihm befreundeten Düsseldorfer Sinti, von denen über 100 aus dem Lager Höherweg abtransportiert und ermordet wurden.

Das Mädchen Ehra selbst gehörte zu den wenigen KZ-Überlebenden.

 

Ratzinger im Bundestag – Hafenstaedter in Kevelaer

Seit einiger Zeit quälten mich nächtens seltsame Visionen. Ein siebenköpfiger Drache mit zehn Hörnern sprach zu mir: „Weißt Du, Hafenstaedter, vielleicht ist ja der rheinische Katholizismus doch ganz sympathisch. Soll ich nicht rasch eine Nottaufe vornehmen?“ Ich erwachte ungetauft, doch schweißgebadet. So konnte es nicht weitergehen, es musste etwas geschehen. In solch einem Fall hilft nur noch eins: Eine Wallfahrt nach Weihrauchcity! Ich war schon zwei Jahre nicht mehr dort – kein Wunder, wenn mich die Schreckensvisionen mit den Versuchungen des heiligen Antonius überkommen.

Ich machte mich also auf den langen, beschwerlichen Weg durch den unendlich flachen linken Niederrhein, um meinen Glauben aufzufrischen. Und siehe da, es wirkte. Als Zweifelnder zog ich aus, als gefestigter Agnostiker kehrte ich heim. Hier mein Bericht, was ich mit eig‘nen Augen sah…

Dackelandacht

Fünfzig Dackel versammelten sich in Begleitung eines Priesters direkt vor dem Heiligtum. Sie beteten lange andächtig zum heiligen Waldi. Und am Ende erscholl aus fünfzig Kehlen ein fröhliches „Wuff, wuff, – ein Wunder ist geschehen – ich kann wieder kläffen!“

Ein Deutscher Schäferhund bewacht die Deutsche Krippe. Gemeinsam mit Lohengrins Schwan.

Gewitterkerzen
„Es ist ein alter Brauch bei Gewitter eine schwarze Kerze anzuzünden um Blitz und Donner abzuwenden. Gewitterkerze. Stück 4,30 EUR“.

Welcher heidnische Aberglaube mag mit den Ratzinger-Kerzen verbunden sein?

Und warum winden sich die Opferkerzen so obszön?

Oh, Leuchtmadonna aus Fatima, bei Deinem Schein entschläft die Vernunft.

Und im Neon Crucifix glimmt der Gekreuzigte in Höllenqualen.

Es grüßt: verstrahler Softi-Jesus mit ohne Sandalen.

Sebastian räkelt sich gespickt.

„Durch die Wiederaufwertung des menschlichen Körpers und seiner Schönheit wird bis in die Spätrenaissance auch das Schmerzhafteste übertrieben ‚geschönt‘, so daß mehr als die Folter die männliche Kraft oder die weibliche Sanftheit, mit der die Heiligen Schmerzen ertragen, in den Vordergrund tritt. Die Gefälligkeit wirkt nicht selten fast homophil wie bei den verschiedenen Bildern des Martyriums des heiligen Sebastian.“
Eco, Umberto (Hg.): Die Geschichte der Häßlichkeit, München: dtv 2010.

Über dem Altar der Wallfahrtskirche: ein blutüberströmter Mel-Gibson-Jesus mit metergroßer Dornenkrone und Effektbeleuchtung.

Kruzifix für Halloween? Oder vielleicht doch für eine satanistische Sekte? Man weiß es nicht.

Ratzinger segnet alles ab, was der Macht der Wahrerin des wahren Glaubens dient.

Doch die Rettung naht: Fluchtmöglichkeit dank Ufoverleih J. Wehling!

Wahlkampf in Weihrauchcity

Diese Botschaft kleben anonyme Obskurantisten an die Laternenpfähle des Marienwallfahrtsorts Kevelaer am Niederrhein.

Unter lauter Anführungsstrichen und Ausrufungszeichen bleibt die Botschaft verborgen.

Am 30. August findet die Kommunalwahl statt. Die wahren Katholiken wollen intervenieren, können sich aber nicht artikulieren. Wollen sie den alten Bürgermeister von der CDU durch einen neuen ersetzen? Einen, der im Geiste Papst Leo XIII. handelt und die Welt nur noch in die Anhänger des wahren Glaubens und die Kräfte Satans einteilt, die von der Freimaurerei angeführt werden?

Wenn es einen solchen Kandidaten gibt, würde ich doch liebend gern seinen Namen erfahren. Wahrscheinlich flüstert mir Maria den Namen in’s Ohr, wenn ich nur lange genug lateinisch bete.

Papst Leo XIII. amtierte von 1878 bis 1903 und ging in die Geschichte ein als Förderer von Léo Taxil, der die abenteuerlichsten Geschichten über den angeblichen Satanismus der Freimaurer erfand, die jedermann sofort als absurde Fälschungen erkennen musste, es sei denn, er hätte einen festen katholischen Glauben. (Vergl. z.B. Enzyklika Humanum genus.)

Taxil, mit richtigem Namen Jogand-Pagès, erwies sich schließlich als einer der ersten Kommunikationsguerilleros, als er den Schwindel selbst auffliegen ließ und Papst, Kardinäle, Bischöfe und Theologen verspottete, die seine Ammenmärchen vor aller Welt als Tatsachen ausgegeben hatten.

So wird das nichts mit der Reconquista!

Das katholische ASG-Bildungsforum in Düsseldorf lud am 30. Januar 2009 zu seinem Jahresempfang, und als Höhepunkt war ein Vortrag des Erzbischofs von Madrid und Vorsitzenden der Spanischen Bischofskonferenz Antonio María Kardinal Rouco Varela angekündigt zum Thema „Verbindendes und Trennendes – Zum Verhältnis von Staat und Kirche in Europa“. Rouco Varela hat den Ruf, im konservativen spanischen Klerus einer der konservativsten zu sein. Mehrfach mobilisierte er über 100.000 Demonstranten gegen die sozialdemokratische Regierung unter Joseluis Zapatero. Anders als in Deutschland ist auch die spanische extreme Rechte fast vollständig streng katholisch und auf den einschlägigen Veranstaltungen treten regelmäßig katholische Priester auf. Katholische Neonazis posieren mit dem faschistischen Gruß vor dem Bild des Papstes und katholische Nazi-Skinheads tragen auf Demonstrationen große christliche Kreuze durch die Gegend.

Die Einladung klang vielversprechend, und ich wollte mir dieses festliche Ereignis wenige Tage nach der Wiederherstellung der Einheit der heiligen römisch-katholischen Kirche nicht entgehen lassen.

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Joseph Ratzinger, der Rauch Satans und Tinte aus Blut

Am 21. Januar 2009 erfüllte Papst Benedikt XVI (Joseph Ratzinger) die Forderung der Anhänger des abtrünnigen Erzbischofs Marcel Lefebvre und hob die Exkommunikation des Meisters und der vier 1988 auf eigene Faust geweihten Bischöfe auf. Einer von ihnen ist der bekennende Holocaustleugner Richard Williamson.

Skandalös sind nicht nur die Auftritte von Richard Williamson. Seine Vorträge mit Verschwörungsmythen in Bezug auf Freimaurer und Juden, auf den 11. September und auf die Shoah kursieren seit Jahren im Internet; man braucht nur auf der Videoplattform youtube seinen Namen einzugeben.

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