Der weiße Wal

Foto (c) Hafenstaedter 2012
Der weiße Wal. Papiergraffito, DU-Hochfeld, April 2012

Ein Papiergraffito auf einem Stromkasten in Hochfeld. Man beachte die wunderschönen Tattoos des weißen Wales.

In der Hafenstadt ist die Erinnerung immer noch wach an den weißen Wal, der am 18. Mai 1966 plötzlich im Rhein auftauchte. Zoodirektor Wolfgang Gewalt jagte den Wal wochenlang vergeblich und wurde von den Hafenstaedtern als Kapitän Ahab verspottet. Am 16. Juni 1966 verließ der weiße Wal den (damals noch giftigen und stinkenden) Rhein siegreich in Richtung Nordsee.

 

Glotzenköppe

Foto (c) Hafenstaedter 2012
Graffito, Eisenbahnviadukt DU-Rheinhausen, März 2012

Und hier gleich noch ein weiteres Graffito auf dem Eisenbahnviadukt in DU-Rheinhausen. Herr und Frau Einschaltquote. Deren Horizont bestimmt unser Fernsehprogramm.

Das Motiv findet man auch in verschiedenen Varianten bei Banksy. Schauen Sie sich einmal das hier an: klicken Sie HIER.

Foto (c) Hafenstaedter 2012
Schablonengraffiti, DU-Neudorf, Februar 2012

In der Hafenstadt ist der kulturelle Untergrund erfreulicherweise schon so weit gediehen, dass verschiedene Künstler das selbe Thema unabhängig voneinander bearbeiten. Hier sehen Sie Sprühschablonen-Graffiti mit einem Glotzenkopp, die in DU-Neudorf für Irritation sorgen.

raketEn stop

Was Sie hier sehen, ist ein Dokument der Zeitgeschichte und sollte unter Denkmalschutz gestellt werden.

Foto (c) Hafenstaedter 2012
"raketEn stop" Eisenbahnviadukt DU-Rheinhausen, Januar 2012

Auf einem der Pfeiler des Eisenbahnviadukts in DU-Rheinhausen sieht man stark verblasst, aber immer noch deutlich sichtbar ein zwei Meter großes „E“. Das ist der letzte erhalten gebliebene Buchstabe eines Monumental-Graffitos. Der Text lautete einmal: „R-A-K-E-T-E-N  S-T-O-P“. Heute mutet der Inhalt harmlos an. 1980, als das Graffito vermutlich entstand, war das anders.

Jaja, das war noch die gute alte Zeit, als die Ostermärsche noch richtige Ostermärsche waren… Nein, das war noch ein paar Jahre vorher.

Die Friedensbewegung gab es schon, und sie wuchs, aber in der veröffentlichten Meinung existierte sie nicht. Alle Redaktionen in Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen waren sich einig: darüber berichten wir möglichst gar nicht oder – wenn es sich nicht vermeiden lässt, warnen wir die Bevölkerung vor den Agenten des Feindes, linksextremen Gewalttätern oder (bestenfalls) vor weltfremden Weltverbesserern. Solche Medienkonformität findet man heute nur noch, wenn Deutschland gerade mal wieder beginnt, sich an einem neuen Krieg zu beteiligen.

Wer sich damals allzu stark für die Friedensbewegung engagierte, riskierte etwas. Sozialdemokraten wurden aus ihrer Partei ausgeschlossen (damals gab es noch Sozialdemokraten in der SPD). Briefträger, Lockführer und Lehrer setzten ihre berufliche Existenz auf’s Spiel.

Das scheinbar so harmlose Graffito „R-A-K-E-T-E-N  S-T-O-P“ markierte damals einen scharfen Dissens, der von unten kam und sich gegen das gesamte Establishment richtete.

Foto (c) Hafenstaedter 2012
Eisenbahnviadukt DU-Rheinhausen, Januar 2012

Wer die Rheinbrücke zwischen Hochfeld und Rheinhausen überquerte (heute trägt sie den Namen „Brücke der Solidarität“) und nach Süden blickte, konnte die riesige Parole nicht übersehen. Die einen freuten sich, die anderen ärgerten sich, die dritten wunderten sich. So soll es sein.

Deshalb sollte man das „E“ unter Denkmalschutz stellen. Zur Mahnung und Anregung für kommende Generationen.

 

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