Coronazeit: „Helden“

„Helden des Alltags…“ Banner, Neudorf, Sternbuschweg, 3.4.2020. Foto (c) Hafenstaedter

Vor den Edeka-Fressnapf-DM Läden am Sternbuschweg/Koloniestraße hängt ein riesiges Banner: „Helden des Alltags – an der Kasse, in der Klinik und anderswo. Danke für euren Einsatz“.

Helden! Die Helden sind jetzt sicher stolz wie Otto und verzichten freiwillig auf Gesundheitsschutz und Lohnzuschlag. Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.

Wurde das Banner von Linken oder von Rechten aufgehängt? „Kolleginnen und Kollegen, wir solidarisieren uns mit Euren Forderungen…“ wäre eine linke Parole.

Nazis nicht willkommen

Am ersten Mai wollen Nazis der Vereinigung „Die Rechte“ in Wanheimerort demonstrieren. Sie sind hier nicht willkommen.

 

S-Bahnhof Schlenk. Graffiti „1 Mai nazifrei !!!“ und „FCK NZS“. Foto 28.4.2019 (c) Hafenstaedter.

Treffpunkt der Nazis ist der romantische S-Bahnhof „Schlenk“ in Wanheimerort.

 

Zum Lith, Wanheimerort. Foto 28.4.2019 (c) Hafenstaedter.

Auf der Straße Im Schlenk hing die Vereinigung „Die Rechte“ Plakate zur Europawahl auf, die man nur als Ankündigung verstehen kann, Demokraten an der Laterne aufzuhängen. Außerdem: Werbung für die Spitzenkandidatin, einer inhaftierten  Nationalsozialistin und antisemitischen Holocaustleugnerin.

 

Fahrplanaushang Im Schlenk. Foto 28.4.2019 (c) Hafenstaedter.

Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG): „Demonstrative Aktionen am Mittwoch, 1. Mai, von ca. 12.00 bis 22.00 Uhr.“

Die DVG fährt die Haltestellen in der Nähe der Demonstrationsroute der Nazis nicht an. Straßenbahnen fahren nicht, Busse werden umgeleitet.

 

Absolutes Halteverbot in der Fliederstaße. Foto 28.4.2019 (c) Hafenstaedter.

Auf der Fliederstraße und der Eschenstraße, die parallel verlaufen und die Rheintörchenstraße mit der Kulturstraße verbinden, herrscht am 1. Mai ab 10 Uhr absolutes Halteverbot.

 

Blick Richtung Hochfeld. Foto 28.4.2019 (c) Hafenstaedter.

Ziel des Nazi-Umzugs soll der Bahnhof Hochfeld-Süd sein, ca. einen Kilometer entfernt vom Stadtteil Hochfeld.

PRO-Zirkus, zwölfter März 2013

Heute wurde die Hafenstadt wieder einmal heimgesucht vom rassistischen Wanderzirkus der PRO-Bewegung.

Foto (c)  Hafenstaedter
Gegendemonstration: "Rassismus kann tödlich sein! Zu Risiken und Nebenwikungen lesen Sie ein Geschichtsbuch"

Wenn hochrangige Politiker wie Bundesinnenminister Friedrich Bedrohungsangst gegenüber Flüchtlingen schüren und ein großer Teil der Massenmedien ihnen dabei assistieren, dann steht selbstverständlich auch die extreme Rechte bereit, Öl in‘s Feuer zu gießen. Das Bild mit dem Feuer muss man wörtlich nehmen. Die heutige Situation wird häufig mit der kurz vor den Pogromen Anfang der 1990er Jahre verglichen, teils als alarmistische Mahnung, teils aber auch als unverhohlene Drohung. In einem solchen Klima sieht die extreme Rechte (wieder einmal) ihre Stunde gekommen. Sie wähnt sich am Beginn des von ihr ersehnten Bürgerkrieges und als entschlossene und tatkräftige Vollstecker des vermeintlichen Volkswillens.

Foto (c) Hafenstaedter
PRO-Zirkus: Sämtliche Teilnehmer (nein, die Polizisten gehören nicht dazu) während des Höhepunkts der PRO-NRW-Kundgebung in Duisburg-Bergheim, 12.3.2013, 13:10 Uhr

Soweit die Theorie. Die Praxis sieht dann aber doch zum Glück noch anders aus. Selbst die wildgewordenen Spießer, die mit rassistischen und antiziganistischen Parolen gegen ihre neuen Nachbarn aus Bulgarien und Rumänien Sturm laufen, haben sich von Pro-NRW distanziert. Der Duisburger Kreisverband von Pro-NRW ist nach wie vor nur ein Phantom, und auf dessen Website wird als aktuellste Meldung das vergangene Weihnachtsfest angekündigt.

So blieb man also wieder einmal unter sich, und das ist gut so. Die Herrschaften fuhren mit Kleinbussen und PKWs vor, hielten in einem Käfig aus Polizeigittern ihre kurze Kundgebung ab und verschwanden dann wieder. Ich zählte 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (13:10 Uhr, inklusive Pressevertreter, Zivilpolizisten etc.) Das soll also der groß angekündigte „Höhepunkt“ der Kundgebungstournee durch ganz NRW gewesen sein.

Foto (c) Hafenstaedter
Hafenstadt-Piraten: "Ankern verboten für 'Pro-NRW' - Hier ist ein Piratenhafen"

Etwa 300 Gegendemonstranten (das ist für Duisburger Verhältnisse an einem Werktag-Vormittag, bei klirrender Kälte und an einem abgelegenen Ort sehr viel) protestierten gegen Rassismus. Sie solidarisierten sich mit den bulgarischen und rumänischen Bewohnerinnen und Bewohnern des sogenannten „Hochhauses“ in DU-Rheinhausen-Bergheim. Das wurde aber auch mal Zeit! So hatte also die Provokation der Rassisten den positiven Nebeneffekt, dass die Duisburger Zivilgesellschaft endlich einmal Flagge gezeigt hat zugunsten der Flüchtlinge.

Foto (c) Hafenstaedter
Gegendemonstration: "Duisburger Schüler-innen gegen Rechtspopulismus - Gegen Antiziganismus und soziale Ausgrenzung!"

Höhepunkt der Gegenkundgebung war in meinen Augen die mutige Rede eines Schülers einer Rheinhausener Gesamtschule. Obwohl es seine erste Rede vor großem Publikum war, gelang es ihm, präzise und klar zu argumentieren und das auch verständlich vorzutragen. Rassismus und Antiziganismus wurden von ihm klar benannt und in einen politischen Kontext eingeordnet. Er sparte nicht an scharfer Kritik gegenüber Medien und Politikern und schloss dabei anwesende Politiker nicht aus, denen er „Heuchelei“ vorwarf. Der Schüler zitierte Äußerungen seines Vorredners Sören Link (Duisburger Oberbürgermeister) in der BILD-Zeitung, die ganz anders klangen, als dessen heutige Rede. Die Kritisierten reagierten auf diese undiplomatische jugendliche Analyse wie beleidigte Leberwürste.

 

Die sexuelle Erregung der Duisbourgeoisie

Der nackte David vor dem Lehmbruckmuseum sei „eine Skulptur des Anstoßes„, schreibt heute die WAZ.

Mit einer Holzlatte, so wird vermutet, schlugen Vandalen in der Nacht zum 21. Juni der anderthalb Tonnen schweren Figur gezielt zwischen die Beine. Seitdem ist David eines Gutteils seiner sichtbaren Männlichkeit beraubt. […]
es gibt fünf bis sechs Einschläge von Steinwürfen, die ebenfalls erhebliche Schäden angerichtet haben. Dazu noch zwei bis drei weitere, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind.

 

Die sexuelle Erregung der Duisbourgeoisie hat Tradition. 1927 wurde in Duisburg die Kniende von Wilhelm Lehmbruck geschändet. Der Schriftsteller Erich Weinert schrieb damals dieses Gedicht.

 

Erich Weinert

Duisburger Bilderstürmer

Sie sahen ein nacktes Mädchen knien.
Das war natürlich aus Bronze.
Sie hatten Tod und Verderben gespien
In einer Protestannonce.
Der Vaterländische Frauenverein,
Als Abwehrfront gegen Schweinerein,
Marschierte hinaus zum Parke,
Von Sitteneifer durchbebt,
Und hat eine Wohlfahrtsmarke
ihm unter den Bauch geklebt.

Und täglich standen Vereine herum
Von seminaristischen Tanten,
Kulturbärten aus dem Gymnasium
Und Seelsorgepraktikanten.
Und mancher, der zuviel Anstoß nahm,
Sehr angestoßen nach Hause kam.
Ein Fräulein aus dem Lyzeum,
Das hängt dem ehernen Bild
Ein Badetuch aus Frotte um.
Der Busen machte es wild.

Ein Schutzmann, der nahm das Denkmal in Schutz
Da sah man Hutnadeln drohen:
Will uns der Stadtrat mit diesem Schmutz
Noch weiter sittlich verrohen?
Dann griff man zu einem dustern Komplott.
Ein beherzter Ritter zog aus mit Gott
Bei Nacht, mit dem Mute der Reinheit,
Als ginge es zum Fememord,
Und hauten der nackten Gemeinheit
Die Extremitäten fort.

Nun wird der sittenstarke Chirurg.
Der Held des flanellenen Eros,
In den Kaffeekränzchen von Duisburg
Zum lorbeerisierten Heros.
Und Nacktheit wird öffentlich überhaupt
Nur noch in öffentlichen Häusern erlaubt.
So endete die Bewegung,
Und auch die Harmonie
Die sexuelle Erregung
Der Duisbourgeoisie.

 

Zitiert nach: Salzmann, Siegfried: “Hinweg mit der ‘Knienden’”. Ein Beitrag zur Geschichte des Kunstskandals, Duisburg: Museumsverein Duisburg e.V. 1981 (2., unveränderte Auflage).

Diesen Durchblick braucht Europa

Lieber Jürgen Elsässer,

ENDLICH hast Du meine Anregung von vor über einem Jahr aufgenommen! Selbstverständlich rein metaphorisch (zwinker, zwinker). Dass Du mit der GANZEN Wahrheit nur scheibchenweise herausrücken kannst, dafür habe ich Verständnis.

http://hafenstadt.blogsport.de/2009/06/01/diesen-blick-braucht-europa/ (siehe Postscriptum)

http://juergenelsaesser.wordpress.com/2010/08/10/die-matrix-der-aliens/
http://juergenelsaesser.wordpress.com/2010/08/08/die-aliens-sind-unter-uns/

Ich bau‘ auf Dich allein, wenn ich hoffe,
Dein Hafenstaedter

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