Weltstadt mit Bretterzaun

Alte Stadtbibliothek, Innenstadt, 28.3.2017.

Kaum hatte ich über die alte Stadtbibliothek berichtet (siehe hier, hier und hier), fuhr dort am 28.3. die „Gemeinnützige Gesellschaft für Beschäftigungsförderung“ vor und verrammelte das Gebäude mit einem Bretterzaun.

Streetart-Künstler hatten sich die Fassade angeeignet. Gelegentlich übernachteten Obdachlose in den überdachten Winkeln des Eingangsbereichs.

Da aber in Duisburg Streetart keine Kunst ist und das Auge des solventen Investors beleidigen könnte und da es ja bekanntlich in Duisburg gar keine Obdachlosen gibt, musste der Mißbrauch des leerstehenden Gebäudes entschlossen unterbunden werden.

Inzwischen hängt langweilige Stadtwerbung am Bretterzaun und die Welt ist für die Stadtverwaltung fast wieder in Ordnung.  Es fehlt nur noch das Alkoholverbot für Arme in der Innenstadt. (Das ist jetzt keiner meiner sarkastischen Scherze, das soll tatsächlich ab dem 16. Mai gelten.) Und es fehlt natürlich noch viel, viel mehr Videoüberwachung.

Ceterum censeo: In der HAFENSTADT hat Frau Lesmeister Hausverbot.

Alte Stadtbibliothek, Innenstadt, 28.3.2017.

Vor 30 Jahren: Solidarität

Dieses Schild erinnert an den Streik zum Erhalt des Krupp-Hüttenwerks in Rheinhausen. Die Rheinbrücke zwischen Hochfeld und Rheinhausen trägt heute den Namen „Brücke der Solidarität.

Für die jüngeren Leserinnen und Leser sei angemerkt: Der Begriff „Solidarität“ bedeutet nicht, dass man zugunsten der Eigentümer des Betriebes freiwillig auf Lohn verzichtet.

Brücke der Solidarität, Rheinhausen 2017. „Zur Erinnerung an den Arbeitskampf um das Hüttenwerk der Krupp-Stahl-AG 1987/88. Er machte die Rheinbrücke von Hochfeld nach Rheinhausen zur ‚Brücke der Solidarität'“

Bananenschale

Graffito: Bananenschale. Hochfeld 2017

Diese Banane ist gewiss nicht von Tomas Baumgärtel.

(Übrigens: Weiß jemand die Runensimulation links unten zu deuten?)

Freie Wahl

Aufkleber: „Was sagen wir in Hochfeld? Nutte. Hallöchen. Hurnsohn. mach dein Häkchen…“ Hochfeld 2017

Darf man auch mehrere Häkchen machen?

Pilze suchen in Hochfeld (5)

Graffito: Pilz, „Nationalismus ist keine Alternative“. Hochfeld 2017
Graffito: Pilz, „Fuck Police Brutality“. Hochfeld 2017
Graffito: Pilz. Hochfeld 2017

Zwangsarbeiter in Walsum

Nicht weit vom Friedhof in Alt-Walsum mit dem Mahnmal für die Ermordeten der Roten Ruhrarmee und den Gräbern der Zwangsarbeiter erinnert eine Bürgerinitiative an das Lager, in dem die Zwangsarbeiter der Zeche Walsum interniert waren.

Mahnmal Zwangsarbeiter Alt-Walsum, Ivan-Bugulez-Weg / Förderstraße 2017

Die WAZ berichtete Anfang März, dass sich Anwohnerinnen und Anwohner um die Pflege des Denkmals kümmern.

„Weißt du noch, wie das hier angefangen hat?“ fragt Franz Tews den ehemaligen Bergmann und Betriebsrat Heinz Berning.

Dann erzählen die beiden Weggefährten von dem kleinen Blechschild, das damals an der gleichen Stelle an die Zwangsarbeiter erinnern sollte. „Das hatten die Neonazis ruck-zuck kaputtgebogen“, sagt der Bezirksvertreter Tews, der früher mal ein Grüner war, lachend, „da haben wir gedacht: So schnell kriegen die uns nicht klein, jetzt stellen wir hier was richtig Stabileres auf.“

WAZ 5.3.2017: Dem Andenken verpflichtet

Von der Stadt Duisburg gab und gibt es für antifaschistische Denkmäler m.W. keinen Cent.

Mahnmal Zwangsarbeiter Alt-Walsum, Ivan-Bugulez-Weg / Förderstraße 2017. „Auf diesem Gelände litten und starben während der NS-Herrschaft ausländische Zwangsarbeiter der Schachtanlage Walsum“
Mahnmal Zwangsarbeiter Alt-Walsum, Ivan-Bugulez-Weg / Förderstraße 2017. „Initiative Erinnern gegen Rechts. 2002“

 

Mahnmal mit Hammer und Sichel

In Alt-Walsum steht auf dem Friedhof ein Mahnmal für die im März 1920 ermordeten Arbeiterinnen und Arbeiter der Roten Ruhrarmee. Ihre Mörder trugen das Hakenkreuz am Stahlhelm.

Hier werden Unabhängige Sozialdemokraten, Kommunisten und Anarchosyndikalisten geehrt.

Wie durch ein Wunder überstand das Denkmal Faschismus und Adenauer-Zeit. Vor einigen Jahren wurde es restauriert.

Gleich neben dem Mahnmal für die Kämpfer gegen den Kapp-Putsch liegt ein Gräberfeld mit ermordeten Zwangsarbeitern. Die Niederlage der einen und der Tod der anderen stehen in einem Zusammenhang.

Mahnmal für die ermordeten Kämpferinnen und Kämpfer der Roten Ruhrarmee. Friedhof Alt-Walsum 2017
Mahnmal für die ermordeten Kämpferinnen und Kämpfer der Roten Ruhrarmee. Friedhof Alt-Walsum 2017
Mahnmal für die ermordeten Kämpferinnen und Kämpfer der Roten Ruhrarmee. Friedhof Alt-Walsum 2017
Gedenkstein für ermordete Zwangsarbeiter. Friedhof Alt-Walsum 2017

Zentralrat

Aufkleber: „Zentralrat der Asozialen in Deutschland“. Neudorf 2017

Den Schwarzen Winkel mussten KZ-Häftlinge an ihrer Uniform tragen, die von den Nazis als sogenannte „Asoziale“ stigmatisiert und verfolgt wurden. Den Begriff und die Symbolik ungebrochen wieder aufzunehmen, ist problematisch. Dies könnte auch ein Nazi-Aufkleber sein. Aber es gibt tatsächlich eine (Künstler-) Initiative mit dem Namen „Zentralrat der Asozialen in Deutschland“, die sich für die Rehabilitierung und Entschädigung dieser Opfergruppe einsetzt.

Duisburg liebt die Polizei (2)

Graffito: „Cops everywhere – justice nowhere“, Papier. Stadtmitte 2017

Überall Polizei? Nur in Marxloh und in Hochfeld!

Nirgendwo Justiz? Wir haben jetzt doch sogar Schnellgerichte, die Haftstrafen gegen Schwarzfahrer und Ladendiebe verhängen.

Aber das Händeabhacken fordern bisher nur die „besorgten Bürger“.

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