Die Deutschen sind doof

Fast könnte man meinen, es gäbe etwas zu feiern. In den Medien und in Sonntagsredenveranstaltungen hört man derzeit viel über 20 Jahre Montagsdemonstrationen, „friedliche Revolution“ und Mauerfall. Die gewendeten Wendehälse dürfen mal wieder vor die Mikrofone und der Bundespräsident liest dazu vom Teleprompter. Wer 1989 tatsächlich für mehr Demokratie und einen besseren Sozialismus eintrat und die Kurve immer noch nicht gekriegt hat, gilt längst auch dem neuen Staat als gefährlicher Linksextremist. Auf der Gegenseite wurden „Informelle Mitarbeiter“ durch „Vertrauenspersonen“ abgelöst und viel Personal durch Technik ersetzt.

Hier, im tiefen Westen, wurden die Politiker-Versprechungen von damals wenigstens eingelöst. Wir haben blühende Landschaften bekommen: Wildkräuter gedeihen hervorragend auf den Industrie-Ruinen. Die Angleichung der Lebensumstände ist Realität: auf niedrigstem Niveau. Und keinem Reichen geht es heute schlechter, aber vielen besser.

Ein Leipziger auf Besuch behauptete kürzlich allen Ernstes, er bekomme in der Hafenstadt nostalgische Anwandlungen, denn früher habe es bei ihnen genau so ausgesehen. Vielleicht ist das ja eine künftige Einnahmequelle für die bankrotte Stadt: Touristenbusse aus dem Osten. Der Bus hält. Wohlstands-Ossis mit Fotoapparaten steigen aus. Die umstehenden Hafenstadtbewohner rufen im Chor: „Was hat man uns zwanzig Jahre lang belogen und betrogen!“

Durch Zufall stieß ich vor ein paar Tagen auf diesen 20 Jahre alten Flugzettel, ich habe ihn damals aufgehoben: „Die Deutschen sind doof! Deshalb: besser zweigeteilt!“ Ich erinnere mich, dass Duisburger Underground-Satiriker diese Zettel zur Zeit der Montagsdemonstrationen unter Scheibenwischer steckten, und es gab das Motiv auch als Plakat. Die Geschichte gab ihnen Recht.

Doch eine gute Satire wird nur von den Guten verstanden. Auf abenteuerlichen Wegen muss dann wohl Jahre später einer dieser Flugzettel auf dem Schreibtisch von Jürgen Elsässer gelandet sein, woraufhin – so sagt es jedenfalls die Legende – er beschloss, die „Antideutschen“ zu gründen. Und wie richtige Deutsche Linke so sind: sie machen aus jedem Witz gleich eine Weltanschauung. Jetzt haben wir den Schlamassel! Wenn man die Unterzeile weglässt, könnte man die Karikatur heute auch als Verspottung dieser „deutschesten aller Deutschen“ (Moshe Zuckermann) lesen.

Jürgen Elsässer hat seine Nase längst schon wieder in einem anderen Wind. Das heißt aber nicht, dass die Karikatur nicht auch auf ihn (und die – um im Jargon zu bleiben – von ihm zunehmend repräsentierten bestimmten Kräfte) zuträfe. Aber das steht auf einem anderen Blatt. Beziehungsweise Blog-Eintrag.

Kemnas Junge Garde im Rheinpark

Die „Bewegung gegen den Paragrafen 136“ (vergleiche Blogeintrag Auch unsere Nazis sind am doofsten ) hat wieder zugeschlagen.

Im Hochfelder Rheinpark beschmierte sie anlässlich des Tages der Befreiung feierlich eine Sitzbank, einen Papierkorb und ein Geländer.

Die Pimpfe und Maiden heißen ja eigentlich „Kemnas Junge Garde“, nennen sich jetzt aber NSBA, was unbeabsichtigt auf eine Affinität zum Reitsport hindeutet (das behauptet jedenfalls Google, und Google hat immer Recht).

Die nationalsozialistischen Künstler gestalteten ihre Graffiti so raffiniert, dass sie geradezu dazu herausfordern, sie mit wenigen Edding-Strichen zu verbessern. Das haben offenbar ein paar Jugendliche erkannt und in die Tat umgesetzt. Schön zu sehen, dass es auch in der Hafenstadt noch ein paar Gerechte gibt.

Auf dem Geländer der Rheinpromenade hinterließen die Jungnazis die Inschrift „8.Mai 1945 – Mord der Amis in Duisburg!“ Am 8. Mai 1945 war das Morden in der Hafenstadt schon einige Zeit beendet. Die Befreiung war am 12. April, und die Mörder hatten ihre Macht verloren. Und wer da wen umgebracht hat und warum, das können alte Hochfelderinnen und Hochfelder heute noch erzählen. Aber wer immer nur seinen Nazi-Opa fragt, begreift natürlich nix.

Seitdem herrscht in der Hafenstadt der demokratische Terror. Parkbänke mit der Aufschrift „Nur für Arier“ werden von der Meinungsdiktatur zensiert. Nazis leiden schrecklich unter der Political Correctness.

Revolutionäre 1. Mai Demo in Duisburg

In Duisburg-Hochfeld veranstaltete die Polizei am Abend des 1. Mai eine
machtvolle Demonstration. Unter die Beamten mischten sich auch einige
Zivilisten, sie fielen aber in der Masse der Fahrzeuge und Fußsoldaten
kaum auf. Die Gruppe der sogenannten Komplementärbekloppten war
ebenfalls vertreten und zeigte tapfer das Sternenbanner, woraufhin ihre
Freunde freudig und originell skandierten, bei den USA handle es sich um
eine internationale Völkermordzentrale. Der Irre von Neudorf war auch da.

Auch unsere Nazis sind am doofsten

Forderung der „Nationalen Sozialisten – Bundesweite Aktion“, umrahmt mit Aufklebern der NPD-Jugend „Junge Nationaldemokraten“:

„Freiheit – gegen § 136“


(DU-Hochfeld, Rheinpark, Oktober 2008 / Januar 2009)

Strafgesetzbuch
§ 136 Verstrickungsbruch, Siegelbruch

(1) Wer eine Sache, die gepfändet oder sonst dienstlich in Beschlag genommen ist, zerstört, beschädigt, unbrauchbar macht oder in anderer Weise ganz oder zum Teil der Verstrickung entzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer ein dienstliches Siegel beschädigt, ablöst oder unkenntlich macht, das angelegt ist, um Sachen in Beschlag zu nehmen, dienstlich zu verschließen oder zu bezeichnen, oder wer den durch ein solches Siegel bewirkten Verschluß ganz oder zum Teil unwirksam macht.
(3) Die Tat ist nicht nach den Absätzen 1 und 2 strafbar, wenn die Pfändung, die Beschlagnahme oder die Anlegung des Siegels nicht durch eine rechtmäßige Diensthandlung vorgenommen ist. Dies gilt auch dann, wenn der Täter irrig annimmt, die Diensthandlung sei rechtmäßig.
(4) § 113 Abs. 4 gilt sinngemäß.

Aber wer weiß, – vielleicht hat das einen tieferen Sinn, und die Kameraden wollten ihrer Verbundenheit mit Herrn Kemna und Herrn Voigt Ausdruck verleihen. Schließlich heißt ihre Ehre ja Treue.

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