Banksy

Wer sich mit politischer Graffiti-Kunst beschäftigt, stößt früher oder später auf Banksy. Und wem dieser Name nichts sagt, der sollte seine Wissenslücke schleunigst schließen.

Banksy ist das Pseudonym eines Graffitikünstlers, der vermutlich 1974 in Bristol geboren wurde und seit Ende der 1980er Jahre aktiv ist. Viele seiner Arbeiten sind inzwischen weltweit bekannt, und auch Graffiti-Künstler aus der Hafenstadt sind von Banksy beeinflusst.

Quelle: http://www.banksy.co.uk/
If graffiti changed anything – it would be illegal

Diese Arbeit nimmt Bezug auf die anarchistische Parole „Wenn Wahlen etwas ändern würden, dann wären sie verboten“, die übrigens ursprünglich von Emma Goldman stammt.

Quelle: http://www.banksy.co.uk/

Quelle: http://www.banksy.co.uk/
This’ll look nice when its framed

Aussage und Wirkung von Kunst ändern sich mit dem Kontext. Das trifft auch auf Banksys Arbeiten zu. So ist sein Mädchen mit davonfiegendem Luftballon auf einer Mauer in einem „Stadtteil mit erhöhtem Erneuerungsbedarf“ ein politisches Statement, gerahmt in einem Museum aber ziemlich banal und als Abbildung auf einer Sammeltasse sogar Kitsch. Banksy reflektiert offenbar diese Zusammenhänge und spielt damit, indem er eigene Arbeiten je nach Kontext zitiert und abwandelt. Bei seiner Kunstaktion in der Westbank ließ Banksy das Mädchen an einem großen Bündel Luftballone über die unüberwindlich hohe Betonmauer schweben.

Quelle: http://www.banksy.co.uk/
You have got to be kidding me..

Den plötzlichen Wandel vom unerbittlich von der Polizei gejagten Spraydosen-Vandalen zum arrivierten Künstler hat schon so manch andrer nicht verkraftet. Banksys Arbeiten erzielen inzwischen ansehnliche Preise auf dem Kunstmarkt, und er versucht, trotz seiner Berühmtheit seine Unabhängigkeit zu bewahren, indem er sich sarkastisch-ironisch mit den Absurditäten des Kunstbetriebs auseinandersetzt. So hängte er mehrfach heimlich und unerkannt eigene provizierende Arbeiten in Kunstausstellungen und Museen.

Im Film „Exit Through the Gift Shop“ schuf er mit Thierry Guetta, alias „Mr. Brainwash“ so etwas wie eine real existierende Kunstfigur, einen Andy Warhol der Graffitiszene, der jetzt den Kunstmarkt inflationär mit seinen Arbeiten überschwemmt, die gerüchteweise in Wahrheit vom inzwischen hochdotierten Banksy selbst stammen, was sammelnden Investoren eine hohe Rendite verspricht (oder auch nicht).

Was ist Original, was ist Fälschung, was ist Realität und was ist Fiktion? Natürlich ist alles exakt so, wie es im Film dokumentiert ist. Und jedes Bild lügt. Hier ist jemand am Werke, der sich den Gesetzen der Märkte entziehen will.

Wer sich über Banksy informieren möchte, dem sei weniger der etwas ungelenke Artikel in der deutschen Wikipedia empfohlen, sondern eher das sehr viel bessere englische Original.

Von Banksy gibt es eine eigene Seite, von der auch die Abbildungen dieses Beitrages stammen. Unabhängig davon lohnt sich ein Blick auf eine inoffizielle Seite mit vielen Fotos und einen Blog auf der Website artofthestate. Über den Film „Exit Through the Gift Shop“ informiert die offizielle Website und der englische Wikipedia-Artikel.

 

Eine Antwort auf „Banksy“

  1. Lieber Heinrich,

    es wurde auch Zeit, dass Banksy mal eine Würdigung erhält. Erfrischend bissig, wie er die Zustände mit seinen Bildern kommentiert. Dass der Kunstmarkt subkulturelle Phänomene wie ein Schwamm aufsaugt, ist hinlänglich bekannt. Es ist seine conditio sine qua non, alles Unabhängige gefräßig zu verwerten, um neue Geschäftsfelder zu erschließen. Zu schade auch, dass man Brandmauern mit antikapitalistischen Graffiti nicht ins Foyer der Deutschen Bank schaffen kann, sonst wären sie längst dort.

    Liebe Grüße
    M. Unverzagt

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