PRO-Zirkus, zwölfter März 2013

Heute wurde die Hafenstadt wieder einmal heimgesucht vom rassistischen Wanderzirkus der PRO-Bewegung.

Foto (c)  Hafenstaedter
Gegendemonstration: "Rassismus kann tödlich sein! Zu Risiken und Nebenwikungen lesen Sie ein Geschichtsbuch"

Wenn hochrangige Politiker wie Bundesinnenminister Friedrich Bedrohungsangst gegenüber Flüchtlingen schüren und ein großer Teil der Massenmedien ihnen dabei assistieren, dann steht selbstverständlich auch die extreme Rechte bereit, Öl in‘s Feuer zu gießen. Das Bild mit dem Feuer muss man wörtlich nehmen. Die heutige Situation wird häufig mit der kurz vor den Pogromen Anfang der 1990er Jahre verglichen, teils als alarmistische Mahnung, teils aber auch als unverhohlene Drohung. In einem solchen Klima sieht die extreme Rechte (wieder einmal) ihre Stunde gekommen. Sie wähnt sich am Beginn des von ihr ersehnten Bürgerkrieges und als entschlossene und tatkräftige Vollstecker des vermeintlichen Volkswillens.

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PRO-Zirkus: Sämtliche Teilnehmer (nein, die Polizisten gehören nicht dazu) während des Höhepunkts der PRO-NRW-Kundgebung in Duisburg-Bergheim, 12.3.2013, 13:10 Uhr

Soweit die Theorie. Die Praxis sieht dann aber doch zum Glück noch anders aus. Selbst die wildgewordenen Spießer, die mit rassistischen und antiziganistischen Parolen gegen ihre neuen Nachbarn aus Bulgarien und Rumänien Sturm laufen, haben sich von Pro-NRW distanziert. Der Duisburger Kreisverband von Pro-NRW ist nach wie vor nur ein Phantom, und auf dessen Website wird als aktuellste Meldung das vergangene Weihnachtsfest angekündigt.

So blieb man also wieder einmal unter sich, und das ist gut so. Die Herrschaften fuhren mit Kleinbussen und PKWs vor, hielten in einem Käfig aus Polizeigittern ihre kurze Kundgebung ab und verschwanden dann wieder. Ich zählte 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (13:10 Uhr, inklusive Pressevertreter, Zivilpolizisten etc.) Das soll also der groß angekündigte „Höhepunkt“ der Kundgebungstournee durch ganz NRW gewesen sein.

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Hafenstadt-Piraten: "Ankern verboten für 'Pro-NRW' - Hier ist ein Piratenhafen"

Etwa 300 Gegendemonstranten (das ist für Duisburger Verhältnisse an einem Werktag-Vormittag, bei klirrender Kälte und an einem abgelegenen Ort sehr viel) protestierten gegen Rassismus. Sie solidarisierten sich mit den bulgarischen und rumänischen Bewohnerinnen und Bewohnern des sogenannten „Hochhauses“ in DU-Rheinhausen-Bergheim. Das wurde aber auch mal Zeit! So hatte also die Provokation der Rassisten den positiven Nebeneffekt, dass die Duisburger Zivilgesellschaft endlich einmal Flagge gezeigt hat zugunsten der Flüchtlinge.

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Gegendemonstration: "Duisburger Schüler-innen gegen Rechtspopulismus - Gegen Antiziganismus und soziale Ausgrenzung!"

Höhepunkt der Gegenkundgebung war in meinen Augen die mutige Rede eines Schülers einer Rheinhausener Gesamtschule. Obwohl es seine erste Rede vor großem Publikum war, gelang es ihm, präzise und klar zu argumentieren und das auch verständlich vorzutragen. Rassismus und Antiziganismus wurden von ihm klar benannt und in einen politischen Kontext eingeordnet. Er sparte nicht an scharfer Kritik gegenüber Medien und Politikern und schloss dabei anwesende Politiker nicht aus, denen er „Heuchelei“ vorwarf. Der Schüler zitierte Äußerungen seines Vorredners Sören Link (Duisburger Oberbürgermeister) in der BILD-Zeitung, die ganz anders klangen, als dessen heutige Rede. Die Kritisierten reagierten auf diese undiplomatische jugendliche Analyse wie beleidigte Leberwürste.

 

Eine Antwort auf „PRO-Zirkus, zwölfter März 2013“

  1. Lieber Heinrich,
    es ist gut, dass Du in Deinem Bericht über den PRO-Zirkus an die Pogrom-Stimmung in den 1990 er Jahren erinnerst. Am 29. Mai 1993 brannte das Wohnhaus der Familie Genç in Solingen, fünf Menschen starben in den Flammen. Was nach den Pogromen und Brandanschlägen in Rostock, Hoyerswerda, Mölln und Solingen auch in Flammen aufging, war das im Grundgesetz Artikel 16 verankerte Recht auf Asyl. Durch den Artikel 16 a „verbrannte“ das Grundrecht bis zur Unkenntlichkeit. Gerechtfertigt wurde diese einschneidende Änderung des Grundgesetzes mit der Pogromstimmung gegen die „Asylanten“, die natürlich durch die Berichterstattung in allen Zeitungen und im Fernsehen vorher geschürt worden war.
    Zum 20. Jahrestag des Brandanschlags wird es in Solingen am 25. Mai eine Demonstration geben. Wir sollten uns alle daran beteiligen.
    Margarete Unverzagt

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